Es war nicht selten, dass Wolfgang spät von der Arbeit kam. Längst rief er nicht mehr an, um ihr das mitzuteilen. Längst setzte er voraus, dass sie das Abendbrot irgendwie so hinzauberte, dass er essen konnte, sobald er heimkam. Das war sie gewohnt. Aber jetzt war es fast Mitternacht. Sein Handy war ausgeschaltet, auf die Mailbox reagierte er nicht, im Büro war er natürlich auch nicht mehr zu erreichen. Wenn ihm etwas passiert wäre, dann hätte sie doch davon erfahren müssen. Dann hätte er sie doch angerufen, oder ein Polizist oder das Krankenhaus. Wie lächerlich er sie dastehen ließ. Was sollte sie machen? Zur Polizei gehen und sich darüber beschweren, dass ihr Mann sie verlassen hatte? Sich bei Helen ausheulen, wieder mal? Die war ohnehin mit sich und ihrem Andreas beschäftigt, entweder weil es unvorstellbar toll war oder weil er sie zusammengeschlagen hatte, wieder mal. Helen konnte auch nicht helfen. Vielleicht wusste Peter etwas. Er hatte einen besseren Draht zu Wolfgang als sie, wenigstens in der letzten Zeit. Sie würde Peter anrufen, bestimmt konnte er ihr sagen, was los war. Aber vorher würde sie noch ein letztes Mal durch das Haus gehen und nach einer Nachricht an sie suchen.