Mir geht es auch schlecht, dachte Wolfgang. Ich habe keinen großartigen Nervenzusammenbruch, liege nicht am Morgen im Bett als wäre ich sterbenskrank. Das heißt doch noch lange nicht, dass bei mir alles in Ordnung ist. Aber wenn ich erwähne, dass ich Kopfschmerzen habe, sieht sie mich so herablassend an und sagt „... und ich erst“. Da kann ich doch nur noch verstummen. Sage ich, dass ich einen anstrengenden Tag hatte, bekomme ich zu hören, dass ich mir gar keine Vorstellung davon machen kann, was in der Schule los ist, wie schlimm die Schüler sind und die Kollegen. Und am allerschlimmsten ist natürlich die Schulleitung. Da kann Wolfgang nur froh darüber sein, dass er nicht unter solchen Bedingungen arbeiten muss, dass er ein eigenes Büro hat, mit einer Tür, die er mal zumachen kann, mit einem eigenen Telefon. Ich will ja gar kein Mitleid, dachte Wolfgang, aber manchmal will ich auch ernst genommen werden, wenn ich etwas sage.
Wolfgang schlug auf das Brückengeländer. Das Metall erwiderte einen hohlen, metallischen Klang. Dann drehte Wolfgang sich um und ging zurück nach Hause.