Wenn Wolfgang morgens in sein Büro kam, war es aufgeräumt. Auf dem Schreibtisch lag kein Zettel, kein Stift - dort gab es nur Monitor, Tastatur und Maus und darum herum eine große leere Fläche in irgendeinem pflegeleichten Holzdekor. Auf dem Schränkchen dahinter ein Locher, ein Tacker, die kleine Skulptur. Sonst nichts.
Wolfgang schätzte diese Ordnung. Seine Kollegen, mehr noch die Kolleginnen, störten sich an der Kälte und Leere des Raumes. Sie rieten zu Pflanzen und Bildern, Deckchen auf dem Besuchertisch, einer Obstschale. Wolfgang wollte das alles nicht. Er wollte das Gefühl der Kontrolle. Wo nichts lag, konnte er nichts übersehen, da ging nichts verloren, wurde nichts von Papieren verdeckt und unter Probeausdrucken vergessen. Im Container unter dem Schreibtisch war die Hängeregistratur, dort fanden sich alle aktuellen Vorgänge in der Reihenfolge ihrer Fälligkeit. Von dort kamen sie auf den Schreibtisch, immer nur der eine, an dem er gerade arbeitete. Dorthin wanderte er zurück, wenn er bis zum Ende des Tages nicht erledigt war. Und so verließ Wolfgang Tag für Tag ein aufgeräumtes Büro, in dem jeder zu jeder Zeit und ohne langes Suchen auch ohne seine Mithilfe alles finden konnte, was dort zur Bearbeitung lag. Ein letzter kontrollierender Blick bestätige Wolfgang dies an jedem Feierabend, bevor er die Tür hinter sich verschloss.