„Das ist nicht dein Ernst“, sagte Anja. „Über vier Jahre hast du
in dein Studium gesteckt. Du hast den Bachelor. Nicht gerade mit
berauschendem Ergebnis, aber du hast ihn. Und jetzt willst du das
hinschmeißen und
ganz neu anfangen?“
„Ich kann diese Wirtschaftsscheiße nicht mehr sehen“, sagte Peter.
„Gewinn und Wachstum, Wachstum und Gewinn. Marktmacht und
Globalisierung
und Effizienzdividende. Das ist so eindimensional.
Das ist doch keine Wissenschaft. Es ist erschreckend, wie simpel
diese Spielregeln sind.“
„Ach. Und nach welchen Regeln willst du spielen? Womit gedenkst du,
deinen Lebensunterhalt zu verdienen? Eine Familie zu ernähren? Sie
mögen simpel sein, die Spielregeln, aber sie sagen auch, dass man
ein Einkommen braucht. Man muss einen Platz finden, auf dem
Spielfeld, und dann muss man mitspielen. Wenn nicht, fliegst du aus
der Mannschaft.“
„Kann ja nicht jeder ein Supersportler sein“, sagte Peter. Er hätte
jetzt gerne den Fernseher angemacht, traute sich aber nicht, nach der
Fernbedienung zu greifen.
„Dann wirst du Platzwart oder Balljunge oder fährst den Mannschaftsbus.
Aber auch dann bist du mit dabei. Aber wenn du dich aber selbst
rauskickst, dann stehst du draußen vor dem Zaun und niemand lässt dich
rein.“
„Ja, und? Wäre das so schlimm?“
„Ja und? Findest du das nicht schlimm? Ich möchte auf jeden Fall nicht
mir dir vor dem Zaun stehen und reinschauen.“
„Auch außerhalb des Stadions kann man leben“, sagte Peter und nahm nun
doch die Fernbedienung. Sex würde es heute ohnehin nicht mehr geben.