„Irgendwann“, sagte Manuel, „ist der Tag gekommen, an dem die Computer intelligenter sind als die Menschen.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen“, erwiderte Peter. „Die Versuche, künstliche Intelligenz zu entwickeln, sind doch alle ziemlich unspektakulär. Vielleicht werden die Superschachcomputer irgendwann unschlagbar, aber das ist doch keine wirkliche Intelligenz.“
„Da irrst du dich!“, rief Manuel. „In den letzten Jahren hat sich da unglaublich viel getan. Bisher versuchten die Informatiker, Intelligenz durch Algorithmen herzustellen. Jetzt kommt gerade eine ganz andere Art künstlicher Intelligenz, die aus der unglaublichen Menge an Daten und Informationen entsteht. Es gibt inzwischen so irrsinnig viele Sensoren und Messeinrichtungen, die alle über das Internet verbunden sind und gigantische Datenbanken speisen, dass plötzlich Muster erkennbar werden. Allein die ganzen Smartphones, die dem Betreiber ständig ihren Standort auf den Meter genau übermitteln, lassen jeden Stau und jede Menschenansammlung sichtbar werden. Und wenn das Wissen, das hinter diesen Datenmengen steckt, von klugen Algorithmen genutzt werden kann, dann ist die Überlegenheit der Computer gar nicht so weit. Ich bin überzeugt, dass Diagnoseprogramme bald jedem Arzt überlegen sein werden. In Sekundenbruchteilen können Symptome und Messwerte mit Tausenden von Studien und Fallakten abgeglichen werden. Und die Dosierung der Medikamente und die Abschätzung von Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten wird bald niemand mehr dem Bauchgefühl eines Mediziners überlassen, der die letzte Fortbildung vor zehn Jahren besucht hat.“
„Oh“, seufzte Peter. „Das ist ja die ganz große Vision heute Abend. Aber ist das nun gut oder schlecht?“
„Genau das ist die entscheidende Frage“, sagte Manuel. „Diese Frage müssen wir uns stellen und alles daran setzen, für die gute Antwort zu sorgen. Maschinen sollen uns helfen, wo es geht und sinnvoll ist, aber wir dürfen nicht die Kontrolle verlieren und in eine komplette Abhängigkeit geraten. Wenn wir Waffensysteme mit künstlicher Intelligenz haben, die selber entscheiden, wann und wen sie vernichten, dann kann so etwas das Ende der Menschheit bedeuten.“
„Wenn die Maschinen feststellen, dass die Welt ohne Menschen besser dran ist?“, fragte Peter.
„Wir sind einfach darauf nicht vorbereitet“, fuhr Manuel fort. „Die Entwicklungen gehen so schnell und sind so komplex, dass wir sie gar nicht mitbekommen. Die Einzigen, die das Sehen und für sich nutzen, sind die amerikanischen Internetkonzerne. Die kaufen jede Firma auf, die in diese Richtung denkt und arbeitet. Das werden bald die wahren Herrscher der Welt sein!“
„Na dann Prost“, sagte Peter. „Nimmst du auch noch ein Bier?“