„Ich finde, dein Anwesen hier hat so etwas Spirituelles“, sagte Schaden, hob sein Weinglas, nickte Weidenstetter zu und nahm einen kleinen Schluck. Dafür, dass dieser Wein ein absolutes Spitzenprodukt der Ahrwinzer war, schluckte Schaden ihn etwas zu schnell und beiläufig, fand Weidenstetter. „Spirituell?“, fragte er. „Ja, ich komme mir hier vor wie in einem Kloster. Diese dicken Mauern, die alten Steine, die sparsamen Möbel, natürlich alle von ausgesuchter Qualität und kostspieliger Schlichtheit. Nicht zuletzt die Bibliothek. Und dieser Weinkeller hier. Da könnte doch tatsächlich jeden Augenblick der Bruder Weinschenk in seiner Kutte auftauchen, um uns nachzugießen.“ Schaden nahm die Gelegenheit wahr, sein Glas erneut zu füllen, das von Weidenstetter war noch voll. „Und die Ruhe“, ergänzte er. „Vor allem die Ruhe. Wenn wir beide schweigen, hören wir nichts mehr. Absolute Stille. So stelle ich mir das Leben hinter Klostermauern vor.“ Weidenstetter nickte. Er hatte noch nicht viel Freude am Besuch des alten Freundes gehabt. Vieles an ihm hatte Weidenstetter irritiert, teilweise sogar gestört. Aber der Vergleich mit dem Kloster gefiel ihm. Vielleicht sollte er diesen Charakter der alten Mühle stärker betonen. Mit einer Glocke im Flur oder einem Kreuz an der Wand, schlicht auf geweißtem Putz. „Ja“, sagte er, „da ist etwas dran.“