„Da waren heute schon wieder Männer. Zwei Mal.“
Frau Ehrenstein sah ihren Mann an.
„Da musst du etwas unternehmen“, fügte sie hinzu, als ihr Mann keine Antwort gab. „Das ist ja schon widernatürlich, wenn da zwei Frauen miteinander leben wie ein Ehepaar. Aber wenn sie sich auch noch gegen Geld Männern anbieten ...“
„Das weißt du doch gar nicht“, sagte Herr Ehrenstein. „Vielleicht sind die auch schwul und kommen nur zum Kaffeetrinken zu Besuch.“
Seine Frau schnaubte. „Ich lache mit tot. Einer um vier und einer um halb sechs. Tolles Kaffeetrinken, wenn das in exakt einer halben Stunde vorbei ist. Und warum duschen die Weiber nach jeden ‚Kaffeetrinken‘? Ehrlich, Hans, das kannst du nicht ernst meinen.“
Herr Ehrenstein zuckte mit den Schultern.
„So geht das nicht weiter. Wir leben hier weiß Gott nicht in der Schlossallee, aber auch in einem Miethaus wie diesem muss es Regeln geben.“
Herr Ehrstein zuckte wieder mit den Schultern.
„Du rufst den Vermieter an. Morgen früh um acht. Ich werde neben dir sitzen, und dann wirst du darauf bestehen, dass jede Art von Gewerbe in diesem Haus unterbunden wird. Und diese ganz besonders! Wir haben uns verstanden.“
Herr Ehrenstein nickte. Wenn man Rubensfrauen mochte, sahen die Beiden ganz reizend aus. Aber er konnte sie ja schlecht im Treppenhaus fragen, ob er nicht auch einmal für eine halbe Stunde vorbeikommen könnte.
Herr Ehrenstein seufzte, dann nahm er die Fernbedienung, um den Ton für die Tagesschau aufzudrehen.