Seit Tagen hatten Weidenstetter kein Tageslicht mehr gesehen. Wenn er müde war, legte er sich auf das Feldbett, das er im Keller aufgestellt hatte. Zwei oder drei Mal war er oben in der Küche gewesen, hatte Nudeln gekocht und sie mit Pesto gegessen und sich einige Packungen Schokokekse und Milch mit genommen. Da war es aber immer Nacht gewesen, die Fensterscheiben schwarze Spiegel.
Weidenstetter war zufrieden. Die Zerstörung von Irene war ein vielgestaltiges Kunstwerk geworden. Auf das Profil bei poppen.de war er besonders stolz. Er hoffte, dass es viele finden würden. Das einzige, was ihm noch nicht geglückt war, das war die Übernahme ihres Mailaccounts. Er hatte mit großer Geduld versucht, ihr Passwort zu erraten, hatte aber nur erreicht, dass das Konto irgendwann komplett gesperrt war. Seine Suche nach irgendwelchen Hilfsprogrammen zum Knacken von Passwörtern war nach einem ganzen Tag intensiver Recherche vergeblich geblieben. Er kannte sich einfach nicht gut genug aus mit diesem ganzen Computer- und Internetkram. Aber das war n ebensächlich, Weidenstetter war sich sicher, dass es ihm auch so gelungen war, Irenes Welt aus den Angeln zu heben. Wie viele Freundinnen würden sich jetzt pikiert von ihr abwenden, wie viele Nachbarinnen plötzlich nicht mehr grüßen. Doch, er war mit seiner Arbeit sehr zufrieden.