Wolfgang stand in der Schlange vor der Kasse und versuchte sich zu merken, welche Nummer seine Tanksäule hatte. Seine Augen wanderten über die grellen Zeitschriftencover in der Auslage neben ihm. Autos, Motorräder, geschminkte junge Frauen, eine davon nackt, grüne Gärten, üppig gedeckte Tafeln, eine Dampflokomotive. Ein einsamer, stiller Gebirgssee, in dem sich ein Berg mit schneebedeckten Flanken und ein tiefblauer Himmel spiegelten. Lappland stand unter dem Bild. Lappland, da hatte er immer hingewollt. Als Peter klein war, kam die lange Fahrt nicht in Frage, später wollte Maren immer nach Frankreich, Italien oder Griechenland. Südschweden hatte er einmal durchsetzen können, aber da hatte es zwei von drei Wochen geregnet und damit waren die Reisen in den Norden bis auf weiteres erledigt. Lappland. Endlose, menschenleere Natur, Wildnis, Berge, klares Wasser und frische Luft. Er wollte einmal nach Lappland, unbedingt. Und er wollte dort ohne Maren hin. Warum sollte er das nicht machen? Jetzt machen? Er hatte noch so viel Resturlaub aus dem letzten Jahr, die üblichen drei Wochen im Sommer würde er trotzdem Maren und dem Süden widmen können. Wie viel Zeit brauchte er? Zwei Wochen? Das müsste doch möglich sein, im Augenblick hatte niemand Urlaub, war niemand krank, die anstehenden Termine ließen sich verschieben oder delegieren oder absagen. Warum nicht jetzt spontan den Urlaub nehmen und einfach losfahren, in den Norden. Wolfgang spürte, wie sein Puls schneller wurde. Eigentlich, auch wenn er es sich noch nicht eingestehen wollte, war seine Entscheidung schon gefallen.
„Bitte?“, fragte die junge Frau hinter der Kasse.
Wolfgang schreckte auf.
„Äh“, sagte er irritiert, „ich hatte die Nummer, äh... Der silberne Passat da hinten.“
„Nummer zwei“, sagte die junge Frau, „Diesel für vierundfünfzig zweiundneunzig.“
„Genau“, antwortete Wolfgang, obwohl er keine Ahnung hatte, für welche Summe er getankt hatte. Diesel stimmte auf jeden Fall.
Er schob seine Bankkarte in das Lesegerät.