Sonntagmorgen - die Sonne stand noch flach über den Hügeln, die kühle Luft zitterte vom Frühgesang der Vögel, die Tautropfen im Gras spiegelten den wolkenfreien Himmel. Wolfgang lief den Weg zwischen den Weiden entlang, der Sonne entgegen. Er atmete ruhig und regelmäßig, streckte den Körper, zog die Schultern nach hinten. Jetzt zahlte sich aus, dass er in den letzten Wochen jeden zweiten Tag seine Runde durch den Wald absolviert hatte - jetzt lief er ohne Anstrengung, ohne Müdigkeit, ohne Beschwerden. Er hätte ewig so weiterlaufen können, den ganzen Morgen, den ganzen Tag. Zuversicht flutete durch Wolfgangs ganzen Körper, so stark hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. So leicht fielen ihm seine fünf Kilometer, dass selbst ein Marathon möglich schien. Bei regelmäßigem Training. Das traute ihm niemand zu. Und dann würde auch Maren sehen, was für ein Sportler in ihm steckte - und sich zukünftig die betont erstaunte Frage sparen, ob er schon wieder joggen wolle. Nein, er joggte nicht. Er lief. Wolfgang war ein Läufer.