Verklebte man Streichhölzer zu großen Flächen, zu Mauern, Dächern oder Sockeln, ergaben die dunklen Flecken der abgebrannten Streichholzköpfe ein gleichmäßiges, schönes Muster. Bei filigranen Teilen wie Fenstern, Torbögen oder Giebeln störte die ungleichmäßige Dicke der Brandstellen. Für diese Teile schnitt Wolfgang die Köpfe ab.
Flächen klebte Wolfgang auf einer Glasplatte, die er einem alten Bilderrahmen entnommen hatte. Immer zwanzig Hölzer wurden einseitig dünn mit Leim bestrichen, dann versetzt aneinandergeklebt, mit einem Brett flach auf die Glasplatte gedrückt und dann von zwei Eisenprofilen seitlich zusammengepresst. Fünfzehn Minuten zum Trocknen, in der Zeit wurde eine andere Fläche vergrößert. Das ging recht flott, womit Wolfgang gar nicht zurechtkam, waren die Details, gotische Fensterbögen, Absätze, Türflügel, Vorsprünge. Das Modell der Dorfkirche war nur eine Übung, ein Test, ob Wolfgang überhaupt eine Chance hatte, sein Riesenprojekt zu verwirklichen. Doch auch dieses einfache Gebäude brachte ihn fast zur Verzweiflung. Fünf Versuche für das Eingangsportal waren schon in den Ofen geflogen, weitere würden vermutlich folgen.
„Wolfgang?“
Marens Stimme hallte von oben die Kellertreppe hinab.
„Ich komme gleich!“
Er zählte noch einmal zwanzig Hölzer ab und strich mit einem Wattestäbchen einen Hauch Leim darauf.