In einer Schachtel befinden sich achtunddreißig Streichhölzer. Durchschnittlich. Wolfgang hatte einige Schachteln durchgezählt, die Anzahl variierte. Wenn er jeden Tag fünf Schachteln verarbeiten würde, wären das rund 190 Hölzer. Bis er eine Million Streichhölzer verbaut hätte, wäre er fast fünfzehn Jahre beschäftigt. Aber fünf Schachteln waren viel, das war neben der Arbeit und dem Haus kaum zu schaffen, und für Maren musste er sich auch Zeit nehmen. Wenn er von hundert Streichhölzern am Tag ausging, stieg die Zeitspanne schon auf mehr als 27 Jahre. Wolfgang hatte keine Ahnung, ob er eine Million Streichhölzer brauchen würde, für einigermaßen zuverlässige Hochrechnungen wusste er noch zu wenig über den geeigneten Maßstab und die Baupläne des Doms. Dennoch begeisterten ihn die Zahlen. Das war ein Vorhaben, gegen das ein Marathon wie ein Kurzstreckensprint wirkte.
Natürlich war er nicht der Erste. Heutzutage gab es keine neuen Ideen mehr, auch die verrücktesten Pläne waren längst schon umgesetzt und im Internet nur wenige Mausklicks entfernt ausführlich dokumentiert. Es gab Schiffe aus Streichhölzern, Autos und berühmte Filmkulissen und reichlich historische Bauwerke von Notre Dame bis zum Brandenburger Tor. In dieser Welt konnte man kein Pionier mehr sein, aber man konnte seinen eigenen Weg finden. Wie überall gab es Pfuscher, die Modelle aus Pappe bauten und dann mit Streichhölzern beklebten. Damit es schnell ging, kauften sie dazu Streichhölzer ohne Kopf. Damit wollte Wolfgang sich nicht zufriedengeben. Er würde den Dom aus echten Streichhölzern bauen, Schachtel für Schachtel im Laden gekauft und sauber gebaut mit allen Säulen, Fenstern und Toren.