Am Morgen war er immer noch nicht wieder da. Maren erhob sich vom Sofa, wo sie irgendwann eingenickt war, nahm ihr Handy und rief Helen an.
„Ist er wieder da?“, fragte Helen nach dem zweiten Klingeln.
„Nein“. Maren brach in Tränen aus.
„Nicht traurig sein“, sagte Helen. „Er wird sich heute sicher melden.“
„Ich bin nicht traurig. Müde. Ich weiß auch nicht.“
Helen schwieg.
„Was soll ich jetzt machen, Helen?“
Helen seufzte. „Du kannst nicht dein Leben damit verbringen, immer nur über deinen Mann und seine Launen nachzudenken und ständig darauf zu warten, was er als Nächstes anfangen wird. Es wird Zeit, dass du deinen eigenen Weg beginnst.“
„Ach Helen!“
Maren legte auf und sank auf das Sofa zurück. Einen eigenen Weg beginnen? Hier? In ihrem gemeinsamen Wohnzimmer, in ihrem gemeinsamen Haus? Hier, wo sie sich um ihren gemeinsamen Sohn kümmerte und versuchte, ihn einigermaßen in der Spur zu halten? Hier, wo das Bad geputzt und der Flur gewischt werden musste, wo der Kühlschrank aufzufüllen und der Rasen zu mähen war? Hier, wo sie so viele Jahre ihres Lebens mit Wolfgang verbracht hatte, immer in der Hoffnung, die guten Tage mögen häufiger werden und die schlechten seltener? Hier hatte er sie sitzen gelassen, hatte er sie allein gelassen, wie schon so oft, so oft, so oft! Sie konnte einfach nicht mehr, sie hatte keine Kraft mehr, keine Kraft für ihre Ehe, keine für sich selbst. Wimmernd rutsche sie vom Sofa auf den Teppich, wo sie zusammengekrümmt liegen blieb.