„Die Maschine der Finanzmärkte läuft schon wieder heiß“, sagte
Manuel. „Und nach wie vor wird sie großzügig geschmiert - mit
billigem Geld. Möge sie noch schneller laufen! Und während die
Spekulationsblasen erneut schillernd am Horizont aufsteigen,
schlagen sich immer brutalere und immer rücksichtslosere
Extremisten in immer neue Krisenregionen durch und schwenken
die Fahne des Glaubens, der Intoleranz und der Gewalt. Und nun
kommen die Flüchtlingsströme, die die Schwarzseher schon lange
vor unseren Toren haben aufmarschieren gesehen. Sie werden
unsere Gesellschaft und unser Leben verändern. Was vielleicht
nicht so schlimm ist, weil die Digitalisierung unserer Welt
dazu führt, dass die großen Internetherrscher unsere Wahrnehmung
vom Leben immer mehr nach unseren Wünschen formen. Sie merken,
wenn wir gelangweilt wegzappen oder den neuen Bestseller nicht
zu Ende lesen. Und dann wird die nächste Fernsehserie mit einer
Actionszene mehr pro fünf Minuten gedreht und aus dem nächsten
Buch die ermüdenden Passagen herausgestrichen. Dann fühlen wir
uns pudelwohl, mit der Musik, die wir mögen, mit Filmen nach
unserem Geschmack und von den Nachrichten erreicht uns nur noch,
was uns wirklich interessiert. Also Fußball und Auto-Reportagen.“
„Amen“, sagte Peter. „Du schaffst es locker, die fünf bis sechs
gerade dominierenden Themen der Politik in ein paar Sätzen so
rauszukotzen, dass einem ganz schlecht davon wird.“
„Ja“, sagte Manuel. „Aber
was machen wir?
Wir gehen mit unseren
Mädchen ins Bett, besuchen unsere Vorlesungen und Seminare und
schreiben an einer Bachelorarbeit über irgendein
hirnverbranntes Spezialistenthema, während da draußen die Welt
in Flammen steht, und wir schauen nicht einmal hin.“
„Da kann man nur schwer dran vorbeischauen. Und schon gar
nicht, wenn man sein Freitagabendbier mit dir zusammen trinkt.
Bei dir gibt es kein Entrinnen vor dem Wahnsinn dieser Welt. Und
dann hilft nur noch:
Prost!“