„Was?“, fragte Peter.
„Ein Privatheit-Null-Projekt“, sagte Manuel.
„Aha. Und was ist das?“
„Ich verzichte auf jede Form der Privatheit. In meiner Wohnung läuft in jedem Raum permanent eine Webcam, immer online. Wer will, kann mir beim Scheißen und beim Wichsen zusehen. Es gibt einen Onlinetracker, der ständig meine Position durchgibt. Mein Kontostand wird eingeblendet, alle Einkäufe aufgelistet. Ich veröffentliche, welches Buch ich gerade lese und bis zu welcher Seite ich gekommen bin. Gerne würde ich auch die eingeschalteten Fernsehprogramme erfassen, aber ich habe noch keine Möglichkeit gefunden, wie ich beim Herumzappen den Wechsel automatisch erfassen kann. Die Verbindungsdaten meiner Telefongespräche, die Browserhistorie, wenn ich im Internet war. Das wird alles auf einer Seite im Internet veröffentlicht.“
Peter schaute Manuel an und versuchte herauszufinden, ob er das ernst meinte. Ganz auszuschließen war das nicht. „Dann komme ich dich aber nicht mehr besuchen“, sagte er.
„Der Punkt ist“, fuhr Manuel unbeeindruckt fort, „dass all das nur noch scheinbar meine privaten Daten sind. In Wirklichkeit wird doch das alles längst erfasst, gespeichert und verwendet. Man glaubt nur noch, man habe eine Privatsphäre, es gäbe etwas wie Datenschutz. Dabei müsste inzwischen jeder verstanden haben, dass wir ausgeleuchtet und ausgeforscht werden, bis nichts mehr verborgen ist. Was macht die Taschenlampen-App auf deinem Smartphone? Sie kopiert dein gesamtes Adressbuch und sendet es irgendwohin ins Internet. Noch bevor sie das erste Mal leuchtet. Und alle machen mit! Ich finde das unbegreiflich!“
„Wenn ich dir zuhöre, wird mir immer ganz Angst und Bange“, sagte Peter.
„Es geht doch nicht um Angst“, rief Manuel. „Es geht darum, nicht jeden Scheiß mitzumachen.“
„Aber“, sagte Peter, „dieses Projekt - das meinst du doch nicht ernst, oder?“