„Weißt du“, sagte Anja zu ihrer Freundin, „aus dieser ganzen Zeit
mit Peter ist mir eigentlich nur ein einziger Augenblick richtig
in Erinnerung geblieben. Das war, als wir in der Küche saßen, mit
diesem blöden Schwangerschaftstest. Also, ich war mir ja sowas von
sicher, dass ich schwanger war. Ehrlich, ich fing schon an zu
überlegen, wo wir in unserer winzigen Wohnung so etwas wie ein
Kinderzimmer einrichten konnten. Ich hab im Internet schon nach einer
Wiege geschaut und nach einem Kinderwagen. Nicht, dass ich es darauf
angelegt hätte, schwanger zu werden. Ich hab die Pille brav genommen.
Aber als ich nach einer Woche immer noch keine Blutung hatte, da
dachte ich echt, es wäre passiert. Und dann saßen wir da in der Küche
und starrten beide auf dieses Plastikteil und ich dachte mir - wenn
der jetzt positiv ist, dann werden wir eine Familie. Um im nächsten
Augenblick war mir klar - wenn er negativ ist, wird Peter mich
irgendwann verlassen. Verstehst du, in dem Augenblick gab es für mein
Leben zwei komplett unterschiedliche Richtungen, in die es weitergehen
konnte. Alles hing von den Strichen auf dem Test ab.“
Anja hob die Hände, hielt sie kurz über ihren Kopf und ließ sie dann
wieder herabfallen. „Und dann hatten wir das Ergebnis und ich brachte
keinen einzigen Ton raus. Am schlimmsten war, dass Peter so erleichtert
war. Also, ich war auch froh, dass ich mein Studium nun ohne Probleme
würde abschließen können, das schon, aber trotzdem war ich traurig, weil
es die Familie, die ich mir in den letzten Tagen vorgestellt hatte, nun
nicht geben würde.“
„Sei froh“, erwiderte die Freundin.
„Mit Kind
hätte es vielleicht länger
gedauert, aber irgendwann hätte er doch was mit ner anderen angefangen.
Der ist einfach so.“