Irene nahm noch einen Schluck Rotwein. Sie hatte eigentlich schon
zu viel getrunken. Wenn sie sich das erste Mal mit einem Mann traf,
dann war das jedes Mal diese gefährliche Gratwanderung. Sie brauchte
einen sanften Rausch, um einem Fremden gegenüber alle Hemmungen fallen
lassen zu können. Sie durfte aber auch nicht so viel trinken, dass sie
die Kontrolle verlor. Natürlich war es nicht vernünftig, die Kerle in
ihre Wohnung zu lassen, natürlich konnten die Männer, die sie damit
lockte, dass sie tabulos alles mitmachen würde, ihre Anonymität
ausnutzen. Sie hatte, um ehrlich zu sein, kaum eine Möglichkeit sich
gegen irgendetwas zu wehren - und genau das war es ja, was sie so
unsagbar heiß machte. Und die meisten waren ja am Ende nicht einmal
halb so pervers, wie sie das in ihren Mails behaupteten. Am Ende
passierte es viel zu selten, dass sie bis in das
ersehnte Grenzgebiet
vordringen konnte. Wahrscheinlich hatte sie dafür einfach schon zu
viel erlebt.