„Hej, Jens, warte mal!“, rief Malte.
Jens blieb stehen und drehte sich um. Der Strom der StudentInnen teile sich und umflutete das plötzliche Hindernis. Malte erreichte seinen Kommilitonen und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ist das dein Ernst?“, fragte er. „Du schmeißt hin? Lässt mich hier allein?“
„Ich schmeiße nicht hin“, antwortet Jens voller Ernst und Sorgfalt. „Ich wechsele das Studienfach. Als ich mich für Wirtschaftswissenschaften einschrieb, war mir nicht bewusst, dass es sich dabei eigentlich um keine Wissenschaft handelt. Es geht nicht um die Erforschung von Regeln und Gesetzmäßigkeiten oder um Modelle, die die Welt erklären. Dieses ganze handwerkliche Wissen, die vollständige Praxisorientierung, das passt alles nicht zu mir. Ich werde kein Manager, wirklich nicht.“
„Und was hast du jetzt vor?“
„Physik. Da geht es nur um Gesetze, um Formeln mit nachweisbarer Richtigkeit, um präzise Berechnungen und eine vollständige Betrachtung aller Faktoren und Wechselwirkungen.“
„Das ist nicht dein Ernst? Du willst Physik studieren? Bei den Leuten mit den karierten Hemden? Den Formelfetischisten?“
„Ich glaube, dass dort mehr wirtschaftlicher Nutzen geschaffen wird als an der Fakultät der Weißhemden hier. Diese Formelsache - liegt mir.“
„Tu, was du nicht lassen kannst. Bin gespannt, wie es dir dort gefällt. Aber eins sag ich dir: Wenn du hier aufhörst, dann gehe ich auch. Aber bestimmt nicht zur Physik.“
„Philosophie? Nein, besser: Soziologie.“
„Ja“, sagte Malte, „das könnte schon sein. Hast du es schon den anderen gesagt?“
„Ich habe Peter eine Nachricht geschickt, er kommt ja kaum noch zu den Vorlesungen. Die anderen werden es ohnehin nicht merken, ob ich da bin oder nicht.“