Seltsam, dass ihn niemand bemerkte. Sie waren wohl alle zu sehr gefangen in ihren Gedanken und Plänen. Waren froh, endlich einen Parkplatz gefunden zu haben, dachten an Einkäufe, die zu erledigen waren, an Dinge, die sie nicht vergessen durften. Oder sie schauten gerade nach, wer eine Nachricht geschrieben und wer seine Meinung gepostet hatte. Alle, so schien es Maren, waren mehr woanders als hier in der Schlange vor dem Geldautomaten. Nur so konnte sie sich erklären, dass niemand den Gnom bemerkte, der - die dürren Beinchen überschlagen - oben auf dem Automaten hockte. Sobald bei einer Auszahlung die Geldscheine ins Ausgabefach fielen, schoss sein Arm hinunter. Nur ein Augenzwinkern brauchten seine langen Finger, um den obersten der Scheine abzuheben und in der Hand verschwinden zu lassen. Das Kerlchen - tatsächlich so schmal, dass es kaum zu erkennen war - legte seine Beute auf einen Stapel Geldscheine zu seiner Rechten, grinste mit diebischer Freude und rieb seine Hände.
Als Maren ihre Karte in den Automaten steckte, blickte sie kurz auf und lächelte höflich, bevor sie ihre Geheimzahl eintippte.